In den letzten Wochen habe ich beruflich immer häufiger Varianten von Googles Cardboard in der Hand gehabt und auch begonnen Apps von Oculus auf die Cardboard umzuschreiben. Denn klar – den Comofort oder die Qualität einer Oculus Rift DK2 kann die Cardboard nicht bieten aber sie ist auf jeden Fall leicht zu verbreiten. In Masse bekommt man die Pappmodelle für einen schmalen Groschen und auch einzeln sind sie sehr günstig zu erhalten. Aber sind die Teile denn das Geld wert?
Auf der Google I/O im Jahre 2014 hat Google eine sehr günstige und maßentaugliche Virtual-Reality-Lösung vorgestellt und kostenlos an alle Gäste verteilt: Die Google Cardboard.
Anders als man erwarten könnte, verkauft Google die Cardboard jedoch nicht selbst, sondern veröffentlichen die Pläne im Internet. Konkrenz belebt das Geschäfft und so kommt es, dass es nun diverse offizielle und inoffizielle Versionen gibt. Letztere sind meist deutlich günstiger, jedoch entsprechen sie nicht immer der Qualität des Originals. Da es sich hier (in den meisten Fällen) um Pappe handelt, möchte man also nicht am falschen Ende sparen. In Deutschland findet man die Cardboard am besten bei Amazon. Dort gibt es verschieden Varianten und anhand der Bewertungen könnt ihr herausfinden welche etwas taugen.
Aber lohnt sich das Geld? Oder sollte man lieber ein wenig mehr Geld investieren und sich eine Refugio3D oder eine Durovis Dive hohlen?
Der Zusammenbau
Fangen wir aber ganz am Anfang an: Durch meinen regelmäßigen Kontakt mit der Cardboard hatte ich nun schon häufiger Modelle die ich entweder selber zusammen basteln musste, oder eben bereits zusammengebaut in meinen Händen landeten. Wenn ihr die Wahl habt: Als privat Person sollte man sich für die Varainte entscheiden die man selbst zusammen bauen muss, da der Versand so günstiger ist und der Zusammenbau kinderleicht ist. Bestellt man als Firma, sollte man natürlich zusammengbaute Cardboards bestellen – Es sei denn man hat eh gerade Praktikanten im Haus die für nichts besseres als Basteln zu gebrauchen sind ;p
Der Zusammenbau ist kinderleicht und dauert für Ungeübte ca. 5 Minuten. Dies ist aufjedenfall positiv zu bewerten!
Der Content
Schaut man in den Android PlayStore oder den iOS Appstore und sucht nach „Cardboard“ oder „VR“ findet man zahllose Apps. Ohne jede App darauf geprüft zu haben, behaupte ich die meisten sind mit Unity erstellt worden. Denn Google hat ein Unitypackage (SDK) veröffentlicht, dass man mit wenigen Clicks in Unity3D importieren kann und auch mit der kostenlosen Variante funktioniert. Das SDK ist kinderleicht einzubinden, was die Menge an Cardboard Apps erklärt. Es gibt einige quallitativ sehr hochwertige Anwendungen für die Cardboard, jedoch mindestens doppelt so viele Anwendungen die qualitativ nicht so toll sind. Achtet man jedoch auf die Bewertungen in dem jeweiligen Store, trennt sich sehr schnell die Spreu von dem Weizen.
Dafür dass die Cardboard so günstig ist und auch die qualitativ hochwertigen Apps hauptsächlich umsonst sind, gibt es auch für den Content einen Daumen hoch!
Die Experience
Okay, der Zusammenbau ist top und es gibt jede Menge kostenlose Anwendungen die inhaltich und qualitativ auch überzeugen können. Aber wie gut ist denn nun die „Experience“ als ganzes?
Dies ist mein großer Kritikpunkt an der Cardboard. Der sicherlich nicht ganz Faire Vergleich mit dem Oculus DK2 oder GearVR ist natürlich sofort verloren – oder? In den Punkten Komfort, Immersion, Trackinggenauigkeit und Blickfeldgröße (Field of View) auf jeden Fall. Wo das Cardboard aber punkten kann ist bei der Pixeldichte. Da die Linsen das Bild nicht so stark vergrößern (kleineres Field of View) sind bei vielen hoch aufgelösten Smartphones die Pixel sehr viel kleiner als bei den Großen Artgenossen. Gleiches gilt natürlich für Dive und Refugio. Ein weiterer Pluspunkt, zumindest gegenüber der Oculus und der Dive, ist der seitliche Magnetschalter, mit dem zum Beispiel Schaltflächen aktiviert werden können. Ein Android kompatibler Controller ist also meist nicht von Nöten.
Komfort-technisch ist die Cardboard für kurzes ausprobieren ganz ok. Längere Sitzungen werden schnell ungemütlich, schließlich muss man sich die Brille an das Gesicht halten. Die Pappkanten drücken dabei (je nach Gesichtsform) ins Gesicht und die „Faceplate“, in der sich die Linsen befinden, berührt die Stirn. Nach mehrmaligen Benutzen färbt sich die Stelle meißt schon dunkel, so das man sie nicht unbedingt noch fremden aufsetzen möchte. Jeder Tester braucht also am besten sein eigenes Cardboard und besonders langlebig sind Cardboards auch nicht.
Im Gegensatz zur Durovis Dive, sind die Linsen fest in den Karton eingbaut. Das bedeutet sowohl für Menschen mit besonders schmalen/breiten Augenabständgen, als auch Personen die eine Sehschwäche haben ist die Cardboard (ohne Brille) nur begrenzt geeignet.
Mein Fazit
Die Cardboard ist sehr gut geeignet um einen ersten Einblick in die Welt von Virtual Reality zu erhalten. Man sollte dabei jedoch bedenken, dass Cardboard nur ein kleiner Einblick ist und noch lange nicht perfekt. Das muss es aber auch gar nicht sein, denn sie soll dem Anwender nur helfen sich überhaupt etwas unter VR vorstellen zu können und ein wenig Spaß zu haben. Als Gimmik, dass man Kunden mal als Give-Away in die Hand drücken kann oder um hin und wieder mal ein paar Minuten damit herum zu spielen, ist sie gut geeignet. Wer regelmäßig „Beginner“-VR erleben möchte, sollte jedoch zu der Durvis Dive greifen.
Abschließend nochmal die wichtigsten Links:
Bildquellen: Bilder Google Cardboard: Google (wenn nicht anders angegeben). Bild Durovis Dive: Durovis
Hi Daniel,
wiedermal ein sehr interessanter Artikel :)
Dazu hätte ich aber 2 Fragen:
Wozu wird denn der Magnetschalter verwendet, bzw. wie funktioniert er? Die Durovis Dive hat den ja auch.
Und die zweite Frage: hast du schonmal die VRB60.3D von PEARL in der Hand gehabt?
Diese ist ja auch aus Plastik, kostet aber weniger als die Hälfte der Dive.
Hallo Octacon,
Ohne zu technisch zu werden, simuliert der Magnetschalter im Prinzip die Berührung des Touchscreens an einer bestimmten Stelle. Bei Anwendungen die ihn Unterstützen, kann so z.B. Menü Punkte auswählen oder Beschleunigen etc. Der Touchscreen selbst ist ja im Cardboard versteckt und somit nicht erreichbar.
Die Pearl hatte ich noch nicht in der Hand, würde im Zweifelsfall aber auch eher zur Dive zu oder zur ZeissVR greifen. Die Dive hat verstellbare Linsen (Augenabstand + Sehstärke können angepasst werden), die Pearl Variante nicht. Bei allen genannten Modellen (Cardboard, Dive, Pearl) dringt licht von außen herein, dies habe ich bei meinem Test der ZeissVR nicht bemerkt, außerdem liefert Zeiss noch ein paar nette AR Demos mit. Wenn dein Handy kompatible zur Zeiss ist würde ich diese Halterung also u.U. der Dive nochmal bevorzugen.
ZeissVR ist allerdings auch nochmal in einer anderen Preis Kategorie… http://zeissvrone.tumblr.com/
Was die Pearl interessant macht sind die auf dem Bildern großen Linsen. (evtl. höheres FoV im vgl. zu Cardboard und ggf. Dive, Zeiss hat ziemlich gute Linsen)
Ansonsten bestellen und innerhalb von 14 Tagen (Amazon 30 Tagen) wieder zurück schicken, wenn du mit der Experience nicht zufrieden bist.
Mit bestem Gruß,
Daniel
Alles klar, vielen Dank :)
Dazu möchte ich neben der von dir vorgestellten recht teuren Zeiss VR One, einmal auf die Einsteiger VR Brillen von http://vrbrillen-test.com/einsteiger/ eingehen. Die zeigen ebenfalls eine Cardboard VR, die nicht nur günstiger ist, sondern doch auch eigentlich eine ähnliche Leistung abgibt, oder?
Deshalb finde ich persönlich es sehr wichtig, auch auf günstigere VR Brillen zu verweisen, da ich diese als Vorläufer und Einsteiger Produkt für jedermann empfinde. Ich bin gespannt auf deine Antwort dazu :)
Das Google Cardboard ist mit Abstand das beste Cardboard Modell, schaut einfach mal auf http://www.vr-brillentest.de vorbei, unter der Rubrik Einsteiger gibt es einen ausführlichen Testbericht der Auskunft über die technischen Details gibt. Mein Einstieg in die VR-Welt, sollte jeder so machen :)